Die Welt steht Kopf – oder „Die Welt“ steht Kopf

Was gestern noch als schmaler Einleitungssatz eine Randexistenz in einem Artikel führte, ist heute schon zu einer ausgewachsenen Headline mutiert. War es gestern noch die Rubrik „Kunst“, die für vogelfrei erklärt wurde, so ist es heute die Rubrik „Kultur“. Habe ich gestern noch über die Bürde des medialen Alltags geschrieben, die der gesunde Menschenverstand zu nehmen hat, so zeigt sich schon heute, dass diese Formulierung keinesfalls übertrieben war. Denn die Systemmedien legen kräftig nach.  Wieder ist es der Online-Auftritt der Zeitung „Die Welt“, der einen Kopfstand mit Bravour aufs Medienparkett zaubert. Mit der Schlagzeile „Was Facebooks Gender-Wahl über unsere Welt verrät“ führt der Feuilletonredakteur Matthias Heine einen regelrechten Feldzug gegen den gesunden Menschenverstand. Dieser Angriff ist ein genderistisches Paradestück, dass vor haltlosen Behauptungen, Diffamierungen und kriecherischer Systemtreue nur so strotzt. Dieser Beitrag von Herrn Heine ist außerdem ein Musterbeispiel von der zunehmenden Entfernung des so genannten medialen Establishments von seinen Lesern. Hier wird deutlich, warum die Arbeit von Bloggern von solch immenser Bedeutung in der heutigen Zeit ist, da die Berufung zum Journalisten von den Lohnschreibern der Systemmedien zunehmend verhöhnt und verraten wird. Ebenso wie Gestalten wie Herr Heine ihren Berufsethos verabscheuen, haben sie auch mit den ethischen Gemeinplätzen der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung gebrochen.

Anhand einiger Textstellen werde ich diesen medialen Verrat nun näher untersuchen. Zum ersten beginnt der Artikel von Herrn Heine  mit einer Unterlassung. Daher sehe ich mich gezwungen, diesen Umstand zu korrigieren. Die vielen Links zu Magnus Hirschfeld unterschlagen zentrale Ergebnisse der Hirschfeldschen Untersuchungen, an denen sich bis heute wenig bis gar nichts geändert haben dürfte: dass sich nämlich der Anteil der nicht-heterosexuell veranlagten Menschen in der Bevölkerung im unteren einstelligen Prozentbereich bewegt. Dieser Umstand ist zwar auf Umwegen über den Namen Magnus Hirschfeld zu recherchieren,aber nicht (und das wahrscheinlich bewußt) mit dem Artikel verlinkt. Ich spreche in diesem Fall von Irreführung, da sein Artikel hier einen deutlichen Anstieg nicht-heterosexueller Bevölkerungsanteile suggeriert, der real nicht existiert. Lediglich die öffentliche Präsenz von diesem Bevölkerungs-Bruchteil ist in den letzten Jahren explosionsartig gestiegen. Allerdings hantiert Heine mit einer Zahl in einem bestimmten Zusammenhang, den Hirschfeld in seinen Untersuchungen glaubte gefunden zu haben. Nun Glauben ist nicht Wissen; Hirschfeld wird sich diesem wissenschaftlichen Leitmotiv bewusst gewesen sein. Heine geht dieses Bewusstsein offensichtlich ab (was man verstehen mag, insofern sich Heine hier als Gläubiger einer ideologischen Sekte präsentiert). Die Zahl von „43.046.721“ verschiedenen Geschlechtern wird hier in den Raum gestellt, ohne zu begründen, worauf Hirschfeld seinen Glauben bezieht, jedoch mit einem Seitenhieb gen „Facebook“ gerichtet, dass „Facebook“ mit seinen lediglich 60 angebotenen Geschlechtern eigentlich viel zu konservativ aufgestellt ist. Mit dieser imaginären Zahl im Rücken geht Heine im Anschluss zu einer Diffamierungsattacke gegen die Bevölkerungsmehrheit über, welche seiner Meinung nach in der Heteronormativität verharrt, deren degenerierte Vorstellungswelt schon mit den von „Facebook“ vorgeschlagenen 60 „Gendern“ überfordert ist und sich letztlich in „Herrenwitzen“ verliert. Fundierte Kritik an den virtuellen Pseudo-Sexualitäten kommt in dem vermeintlichen Weltbild von Herrn Heine überhaupt nicht vor.

Der nächste Absatz wird von Heine mit den Worten „Es kommt gar nicht auf die Biologie an“ überschrieben. Da sich der Artikel mit Geschlechtern beschäftigt, bleibt lediglich die Frage zu stellen: Worauf denn sonst? Eine Antwort darauf: Fehlanzeige. Dafür liefert der Autor weitere Diffamierungen von Menschen, die er wohl in seiner Vorstellung als „Untermenschen“ betrachtet, sich aber wohlweislich hütet, diese Vokabel auch zu benutzen. „Aber die Welt ist komplizierter geworden als es sich die Schulweisheit irgendwelcher AfD-wählenden Hetero-Hausmeister-Typen träumen lässt.“ (Zitat: Matthias Heine) Dieser Satz ist an Überheblichkeit kaum zu überbieten und gibt weniger einen Einblick in die Gedanken und Vorstellungen dieser „AfD-wählenden Hetero-Hausmeister-Typen“, als in das anmaßende Selbstverständnis dieses vermeintlichen Journalisten. Ein Kritiker seines verqueeren Weltbildes muss folglich ein„muffig riechender Loser ohne Freunde“ sein, der „in Foren und Kommentarspalten unter Pseudonymen wie „Islamdurchschauer“ selbstbewusste geopolitische Analysen“ ablässt. Das mag in Einzelfällen vielleicht sogar stimmen, aber die Art der Pauschalisierung mit der anschließenden Aberkennung von fundamentalen Grundrechten spricht eine deutliche Sprache, wie sich dieser Genderist den Umgang mit berechtigter Kritik an seinem Weltbild vorstellt. Das haben alle Genderisten gemeinsam: Zweifler an ihrem Glauben sind Häretiker und haben entsprechend behandelt zu werden. Sie werden entwürdigt und anschließend entrechtet. Das alles sind totalitäre Merkmale und die Tatsache, dass sich Herr Heine im Namen der Toleranz zu Wort meldet belegt die Richtigkeit der Überschrift meines Artikels.

Zu guter Letzt will der Autor in den Absichten von „Facebook“ das „grundsympathische Bemühen, eine Sache, die mit Worten schwer zu fassen ist, so präzise und nuanciert wie eben möglich zu beschreiben“ erkannt haben. Unverhohlen wird hier die Tatsache unterschlagen, dass „Facebook“ zu einem Überwachungs- und Kontrollsystem gehört, welches schon aus ökonomischen Beweggründen keinerlei moralischen Ansprüchen gerecht werden kann und auch im geopolitischen Rahmen eher andere als „grundsympatische“ Absichten hegt. Da ich annehme, dass Herr Heine nicht so dumm ist, wie er seine Leser betrachtet, bleibt mir nichts anderes, als dem Autor solcher Zeilen abgrundtiefen Zynismus nachzusagen. Ein Journalist, der sich seinem Berufsethos verpflichtet fühlt, würde so etwas niemals schreiben, da er es besser weiss.

Karsten Mende

4 Kommentare zu „Die Welt steht Kopf – oder „Die Welt“ steht Kopf

  1. Anmerkung!!
    Die Kommentarfunktion des Artikels von Matthias Heine wurde nach 3 veröffentlichten Kommentaren geschlossen. Das lässt vermuten, dass es einen Ansturm von zensierter Entrüstung gegeben hat, dem die Redaktion nicht mehr Herr geworden ist. Man kann nicht veröffentlichte Kommentare nicht auf ihre Anzahl und ihren Gehalt hin untersuchen, wenn die Daten unterdrückt werden. Aber gewöhnlich summieren sich die Kommentare auf solche Pamphlete schnell und sind durch zum Teil sehr fundierte und sachliche Kritik unterlegt, welche von solchen Systemschreibern weitaus mehr gefürchtet wird, als beleidigende Anwürfe von so manchen primitiven Mecker-Spacken, die es zweifelsohne auch in den Kommentarspalten der Online-Medien gibt.

    Lustig! Der Zauberlehrling lässt grüßen… 😀

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